Ein wenig Theorie
Die Zusammenhänge zwischen Atmung, Stimme und Artikulation
sind den meisten Menschen unbewußt klar. Dennoch entstehen durch unsachgemäßen Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel und Techniken häufig Probleme und Fehler beim Sprechen und Kommunizieren.
Kommunikation meint alle insgesamt übermittelten bzw. wahrnehmbaren Zeichen und Signale im zwischenmenschlichen Bereich, also auch das was gesehen, gespürt, geschmeckt, gefühlt oder auch nur vage geahnt werden kann.
Sprechen ist per „Geißnerscher“ Definition (…) die leibhaft vollzogene, formbestimmte, rhythmisch und melodisch variierte, stimmlagen-, tonhöhen- und lautstärkeabhängige, tempogebundene, akustisch wahrnehmbare stimmliche und grammatikalisch sowie inhaltlich wort- / sinnverknüpfende , sinnstiftende (in der Regel expiratorische) ritualisierte und erlernte mündliche Äußerung eines Menschen (oder einer von Menschen nach deren Vorstellung hergestellten Maschine) im Rahmen der jeweiligen individuellen geistigen und körperlichen Fähigkeiten, zur Informationsweitergabe an andere Menschen oder Lebewesen.
Wie diese Definition zeigt, sind zum Sprechen gewisse intellektuelle und körperliche Fähigkeiten und der richtige (kontrollierte) Einsatz der sogenannten Sprechwerkzeuge (Atmung, Stimmlippen, Ansatzrohr, Gaumensegel, Zunge, Lippen und Kiefer) nötig.
Damit Sprechen möglich wird (und funktioniert) müssen verschiedene Voraussetzungen vorhanden sein oder geschaffen werden. Das optimale Sprechen benötigt eine höchst komplexe Zusammenarbeit (Koordination und Kooperation) verschiedener cerebraler, nervaler und muskulärer Faktoren.
Auf der körperlich- muskulären Ebene sind die Körperhaltung, die Körperspannung (Spannungsverteilung, Balance, Gewichtsverteilung, Aufrichtung, Körpersymmetrie, die Haltung der Arme und Beine und die Kopfhaltung zu beachten.
Für die Atmung ist die Zwerchfellstellung, in Verbindung mit der Körperhaltung (…) und die mentale Einstellung von Bedeutung. Der gesamte, die Primärstimme beeinflussende Bereich des Kehlkopfhalteapparates,sowie die sekundär stimm-beeinflussenden Segmente des Ansatzrohres: das Gaumensegel, der Zungengrund, die Mittel- und Vorderzunge sowie der gesamte Kiefermuskelapparat und die Lippenmuskulatur (in Teilen auch die Gesichtsmuskeln) sind ebenfalls am Prozeß des Sprechens beteiligt.
Da die Wege vom Gedanken bis zu seiner Ausführung sehr komplex sind, müssen die Einzelvorgänge ständig geübt und kontrolliert werden, da sich ansonsten immer wieder kleinere und größere Fehler einstellen. Erst der Einsatz der Sprechtechnik (mit Erklärungsmodellen und Theorien) und der kompetent und konsequent durchgeführten Sprechbildung (mit Einstellungen, Kontrollen, Feedbacks und Übungen) führen zu hoher Sprechkompetenz.
Um inhaltlich, rhetorisch, und sozial kompetent zu sprechen (und zu kommunizieren) bedarf es anderer, darüber hinausgehender Wissensbausteine und spezieller Methoden zu deren Vermittlung.